An der Veranstaltung nahmen über 50 Teilnehmer aus acht Ländern – Estland, Litauen, Lettland, Russland, Ukraine, Weißrussland, Aserbeidschan und Kasachstan – teil.
In die fachliche Arbeit des Regionalverbandes wird neben der Schweißtechnik zunehmend auch die zerstörungsfreie Prüfung einbezogen, der Regionalverband Baltikum hält dazu enge internationale Kontakte zu den Ländern der Region und zur EWF – European Welding Federation – und zum IIW – International Institute of Welding.
Die Jahresversammlung wurde durch fachliche Beiträge und durch praktische Gerätedemonstrationen und Anwendungen durch die Firmen ESAB GmbH, Kemppi GmbH und EWM AG unterstützt.
Der Tagungsort war - wie in der Vergangenheit auch - die Mehaanikakool in Tallinn / Estland. Vertreter dieser Schule stellten besonders die vollständig renovierte und erweiterte Schweißwerkstatt vor.
Der Hauptgeschäftsführer des DVS, Herr Roland Boecking, erläuterte den Mitgliedern des Regionalverbandes Baltikum Ziele und Aufgaben des DVS, besonders dessen Engagement in Aus- und Weiterbildung, Technik und Forschung – dabei betonte Boecking das Engagement des DVS im Ausland. Boecking begrüßte in diesem Zusammenhang die umfangreiche Arbeit des Regionalverbandes und sagte die weitere Unterstützung des DVS zu.
Besonders begrüßt wurden einige Unternehmen, die aktuell erfolgreich die Zertifizierung nach ISO 3834 (Qualitätsanforderungen an schweißtechnische Fertigungsbetriebe) und nach EN 15085 (Qualitätsanforderungen und Zertifizierung von Schweißbetrieben im Schienenfahrzeugbau) erreicht haben, darunter die Firmen Stadler Rail Group, Daetwyler Industries und VERTEX.
In einem Übersichtsvortrag von Herrn Ulrich Dilthey, past-president des IIW, wurde umfassend die Entwicklung der Schweißtechnik und der Fügetechnik – quasi als Erfolgsgeschichte – beschrieben. Dilthey vergleicht die Fügetechnik mit anderen Produktionstechniken, und er stellt die Fügetechnik als Produktionstechnik von morgen und als Schlüsseltechnik für die industrielle Produktion vor; dazu erläutert er umfassend Anwendungen in der Fahrzeugindustrie, in der Energie- und Verfahrenstechnik, in der Bauindustrie und in der Mikrosystemtechnik. Er stellt dabei heraus, dass diese Industrien ohne Fügetechnik nicht funktionsfähig sein würden, eine Aussage, die auch der DVS in seinen Imagekampagnen formuliert. Wegen dieser Bedeutung der Fügetechnik trägt diese zur wirtschaftlichen Entwicklung in den verschiedenen Ländern bei, sichert dabei Wertschöpfung und Arbeitsplätze.
Speziell diesen Gedanken – Sicherung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen in Europa durch Schweißtechnik - überträgt Herr Dieter Kocab von der Firma EWM AG auf moderne Schweißverfahren, besonders bei der Anwendung im Stahl- und Metallbau – vor allem was Anwendungen von CrNi – Stählen und Aluminiumlegierungen angeht. Kocab betont die aktive Unterstützungsfunktion für den Schweißer / den Anwender durch moderne Gerätetechnik, er stellt dazu unterschiedliche Lichtbogenformen vor, erläutert besonders die energiereduzierten Lichtbögen und deren Möglichkeiten zur Produktivitätssteigerung in der industriellen Praxis. Er betont dabei die Notwendigkeit, dass wirtschaftliche Fertigung häufig Änderungen in der Konstruktion von Bauteilen voraussetzt, und er belegt dies bei Karosseriebauteilen und bei Komponenten von Abgasanlagen. Hochautomatisierte Fertigungen auch von komplexen Geometrien führen dabei zur Integration mehrerer Arbeitsschritte. Kocab stellt ferner die schweißtechnische Verarbeitung von Aluminiumlegierungen bei Rahmenprofilen und bei Maschinenbauteilen vor.
Die anschließende Diskussion zeigt zum wiederholten Male die Notwendigkeit, Erkenntnisse und Möglichkeiten aus der Anwendung der neuen Lichtbogentechnik direkt in die Regelwerke und in die Normung einzuarbeiten. Häufig stehen einer solchen Entwicklung allerdings andere Auffassungen und Interessen gegenüber, so dass diese Erkenntnisse verspätet in die Regelwerke und Normen eingearbeitet werden. Eine schnellere Umsetzung dieser Erkenntnisse kann in den Ausbildungsunterlagen der GSI für die Schweißaufsichtspersonen erreicht werden. Dazu wird eine weitergehende Zusammenarbeit zwischen GSI und EWM verabredet.
Es schließen sich Fachvorträge von Vertretern der GSI SLV Baltikum und des Unternehmens VERTEX an, in denen die Anwendungen der Europäischen Normen EN 1011 – 2 (Empfehlungen zum Schweißen metallischer Werkstoffe) und EN 1090 – 2 (Technische Ausführung von Stahl- und Aluminiumtragwerken) diskutiert werden.
Die Jahresversammlung des DVS Regionalverbandes Baltikum endete mit einem Bericht über die Arbeit im vergangenen Jahr 2014, den Mitgliedern aus Unternehmen und Bildungseinrichtungen wurden umfangreiche Informationen zur technischen Entwicklung in der Schweißtechnik geboten, dazu zählen Seminare und Druckschriften sowie der Zugang zu den Merkblättern und Richtlinien des DVS. Für 2015 ist ein Ausbau dieses Informationsangebotes bezüglich Aus- und Weiterbildung, Qualitätssicherung und Auditierung von Unternehmen geplant. Die Jahresversammlung endete mit einer Entlastung des Vorstandes durch die Mitglieder.
Weitere Informationen: hans-g.gross@gsi-baltikum.ee